POMPEJI - AMALFIKÜSTE
Pompeji ging ca. 600 v. Chr. aus einem von den Oskern
genutzten Marktflecken hervor, der auf einem kleinen Hügel (ein
prähistorisches Lavaplateau) über der Sarnomündung am Meer gelegen war.
Die ersten Niederlassungen der oskisch-etruskischen Siedlung auf diesem
Hügel wurden in jenem Jahrhundert von einer ca. 3,2 km langen Stadtmauer
geschützt.
Trotz dann einsetzender griechischer Zuwanderungen und der Errichtung
eines (heute nicht mehr vorhandenen) dorischen Tempels auf dem Gelände des
Foro Triangolare (unmittelbar neben dem großen Theater) war Pompeji zu
keiner Zeit eine griechische Stadt.
Am Ende des 5.Jh. v.Chr. sorgten starke Zuwanderungen von italischen
Volksstämmen (Samniten) aus den Bergregionen, die den Golf von Neapel
umschließen, dafür, dass diese nun die Stadt beherrschten. Ab 200 v.Chr. (nach
dem 2. Punischen Krieg) entwickelte sich die zu jener Zeit noch am Meer
gelegene Hafenstadt zu einem bedeutenden Handelszentrum mit einem
Schwerpunkt in der Textilherstellung. Dies war die eigentliche Blütezeit
der Stadt, in der u.a. die kunsthistorisch interessante dreischiffige
Basilica als Markt- und Gerichtsgebäude (ca. 130 v.Chr.), das gut
erhaltene seinerzeit überdachte kleine Theater mit 800 Sitzplätzen,
Thermen, und viele prächtige Patrizierhäuser entstanden sind.
Während
der Bürgerkriege im 1.Jh. v.Chr., in denen Pompeji auf der Seite der
Bundesgenossen stand, wurde die Stadt im Jahre 89 erfolglos belagert. Im
Jahre 80 v. Chr. bekam Pompeji unter Sulla schließlich den Status einer
römischen Kolonie mit Latein als Amtssprache. Aus diesem Jahr stammt auch
das heute älteste erhaltene römische Amphitheater, das Platz für 20 000
Zuschauer bot. Es ist 136 m lang und 104 m breit und es gab wohl wie z.B.
beim Kolosseum in Rom eine Überdachung aus Stoff zumindest für die
Zuschauerrränge.
Von den Römern wurde Pompeji zunehmend auch als Sommerfrische geschätzt,
aber zugleich wurde das Stadtbild stärker von Spekulanten und Profitjägern
mitgeprägt. Mietskasernen, Freudenhäuser, Graffiti breiteten sich aus -
eine Entwicklung, die uns nicht fremd sein kann.
Auch
mörderisch gewalttätige Hooligans hat es damals schon gegeben: Im Jahre 59
n.Chr. kam es im Amphitheater zu einem Massaker an Zuschauern aus Nuceria
(heute Nocera). Eine Klage in Rom führte daraufhin zu einem von Kaiser
Nero verhängten zehnjährigen Verbot jeglicher Spiele im Amphitheater.
Der Vulkanausbruch im Jahr 79 n. Chr.
Im Jahre 62 n.Chr. wurde Pompeji von einem Erdbeben schwer beschädigt. Man
kann davon ausgehen, dass dieses Beben schon ein Anzeichen für den enormen
unterirdischen Druck war, der später zu dem Vulkanausbruch geführt hat.
Auch im Jahre 79 war die Stadt noch nicht vollständig wieder aufgebaut. Zu
jener Zeit - zumal im Sommer - müssen etwa 15000 bis 20000 Menschen in
Pompeji gelebt haben. Die Überreste von knapp über 1000 Menschen hat man
in der Stadt gefunden. Das waren vor allem Sklaven, die man nicht aus
ihren Ketten befreit hat, Kranke, schwangere Frauen, Alte und
Familienangehörige, die diese nicht einfach allein zurücklassen wollten.
Man muss davon ausgehen, dass insgesamt mehr als die Hälfte aller Bewohner
von Pompeji bei dem Ausbruch ums Leben gekommen sind. Auch diejenigen, die
schließlich geflüchtet sind, sind aus Sorge um Plünderungen vermutlich
nicht weit genug geflohen. Selbst heute würden die meisten Menschen -
vermutlich auch diejenigen, die heute in diesem Ballungsraum leben, die
Gefahr nicht richtig einschätzen. Man kennt die trägen Lavaströme z.B. vom
Ätna und hat den zumeist zutreffenden Eindruck, dass sie einem noch
genügend Zeit für eine Flucht lassen.
Bei einem hohen Gasgehalt im Magma können die Ausbrüche aber auch äußerst explosiv ablaufen, wie dies im Jahre 79 der Fall war. Das Dach über der Magmakammer war so massiv, dass es über mehrere Jahrhunderte nicht zu kleineren Ausbrüchen gekommen ist, die zu einem allmählichen Abbau des ungeheuren Drucks geführt hätten. Man weiß heute, dass es schon Stunden - möglicherweise auch schon einige Tage - vor dem Ausbruch kleinere Erdbeben gegeben hat, die den bevorstehenden explosiven Ausbruch ankündigten. In einer gewaltigen Sprengung wurden am Mittag des 24.August riesige Gesteinsmassen bis in eine Höhe von mehr als 30 Kilometern geschleudert. Der Wind trieb die herunterfallenden Bimssteine u.a. in das 9 Km entfernte Pompeji. Man hat errechnet, dass schon nach 4 Stunden eine Bimssteinschicht von etwa einem Meter entstand. Unter dieser Last stürzten die Dächer der Häuser ein. Die verbliebenen Bewohner und die Flüchtenden schützten sich mit Kissen über dem Kopf vor diesem Steinregen. Der Tod kam für die meisten jedoch erst am Ende der Nacht zum 25. August etwa gegen sieben Uhr morgens als der vierte pyroklastische Strom auch über Pompeji hinwegraste. Man weiß das so genau, weil die meisten Toten oberhalb einer bis dahin 4 Meter dicken Bimssteinschicht gefunden wurden.
Es
gibt heutzutage beeindruckende Filmaufnahmen von solchen pyroklastischen
Strömen (z.B. vom Mount St. Helens oder vom Pinatubo). Sie erreichen
Geschwindigkeiten von bis zu 200 Km pro Stunde. Auch mit einem Auto hat
man dann keine Chance mehr. Der Großteil der Flüchtlinge aus Pompeji wird
diesen pyroklastischen Strömen zum Opfer gefallen sein, wie das Beispiel
von Plinius dem Älteren verdeutlicht, der am Strand von Stabiae ("Castellamare
di Stabia") noch von einem dieser Ströme erfasst wurde. Plinius war
Befehlshaber der am Kap Misenum stationierten römischen Flotte und hatte
vergeblich versucht, die Bewohner von Pompeji auf dem Seeweg zu retten.
Erst nach 18 Stunden war der verheerende Vulkanausbruch beendet, der mit
seinen Aschewolken den Tag zur Nacht machte, die nur vom Feuerschein des
Vulkans und Blitzen erhellt wurde. Gleichzeitig kam es zu kleineren
Erdbeben und Seebeben, die mit ihren Flutwellen, die Flucht auf dem Seeweg
unmöglich machten.
Pyroklastische Ströme entstehen dann, wenn der die Eruptionssäule
tragende Druck (z.B. durch vorübergehende Verstopfung des Kraters)
nachlässt und die Magmasäule für kurze Zeit in sich zusammenfällt.
Es entsteht dann eine bis zu 600° heiße Staub- und Aschewolke, die
lawinenartig die gesamte Umgebung des Vulkans einhüllt. Schon die
Hitze, die die Lungenbläschen versengt, ist tödlich. Aber auch der
Staub und die giftigen Gase würden zur Erstickung führen. Einen
kleinen Eindruck davon, wie solche Wolken aussehen, bieten
vielleicht die schrecklichen Bilder vom Einsturz der Türme des
World-Trade-Centers, die wohl jeder gesehen hat. Wenn eine 30 Km
hohe Magmasäule in sich zusammenfällt, müssen die davon erzeugten
pyroklastischen Ströme geradezu gigantisch sein. Die Beschreibung
als Aschewolke ist eigentlich unzureichend; die Fachleute sprechen
von einer Feststoff-Gas Dispersion, die oft so heiß ist, dass die
am Boden abgelagerten Teile noch miteinander verschweißt werden.
Über der in 5 bis 10 Kilometer Tiefe gelegenen Magmakammer
befindet sich auch heute wieder ein massiver Gesteinspfropfen, der
kleinere Ausbrüche in den letzten Jahrzehnten verhindert hat. Man
rechnet damit, dass der nächste Ausbruch wieder explosiv sein
wird, und dass es erneut zu den tödlichen pyroklastischen Strömen
kommen kann, die heute für gut 600 000 Menschen in der Nähe des
Vesuvs eine konkrete Bedrohung darstellen.
Die Ausgrabungen
Der Ausbruch des Vesuvs hat die Stadt nicht nur vollständig
unter der Vulkanasche begraben sondern auch dazu geführt, dass
Pompeji heute weitab vom Meer gelegen ist.
Erst seit 1748 unter Karl von Bourbon und in nennenswertem
Umfang und systematischer sogar erst ab 1869 wird Pompeji
wieder ausgegraben. Durch die Konservierung unter der
Vulkanasche bieten die Ausgrabungen heute eine einmalige und
weitgehend vollständige Momentaufnahme aus jener Zeit. Es sind
nicht nur die andernorts auch als erhaltenswert eingestuften
monumentalen öffentlichen Gebäude erhalten geblieben sondern
auch normale Wohnviertel mit Läden, Gaststätten, Bäckereien,
usw., so dass man auch schon als Besucher einen anschaulichen
Eindruck in das Alltagsleben einer antiken römischen Stadt
bekommt.
Wer Pompeji noch nie besichtigt hat, sollte deshalb auf gar
keinen Fall darauf verzichten, die Ausgrabungen zu besichtigen
- selbst dann, wenn der Besucherandrang in der Saison ganz
erheblich ist. Pompeji ist zurecht das touristische Ziel Nr. 1
der gesamten Region. Wenn Sie sich nicht gut vorbereitet
haben, sollten Sie sich lieber einer der bezahlten Führungen
anschließen.
Auch ohne Auto kann man ganz gut dorthin gelangen. In
unmittelbarer Nähe des Eingangs zum Grabungsgelände durch die
"Porta Marina" befindet sich die Station "Pompei-Scavi" der
(privaten) Circumvesuviana-Linie Neapel-Sorrent. Auch vom
Bahnhof der staatlichen Eisenbahn (wenn man z.B. aus der
Gegend um Paestum kommt) kann man in wenigen Minuten zu Fuß
zum Grabungsgelände gelangen.